Eine im Rollstuhl sitzende Person angelt vom barrierefreien Angelplatz aus. Es ist eine sommerliche Stimmung mit dem weichen Licht eines Sonnenunterganges zu erahnen.
Der barrierefreie Angelplatz am ELK in Krummesse steht schon eine ganze Weile, ist gut in Schuss und wird gern genutzt.

Das Angebot an barrierefreien Angelplätzen in Schleswig-Holstein kann sich schon sehen lassen. Mit dem neuesten laden nun 25 an den verschiedensten Gewässern Angelfischerinnen und -fischer ein. Zusammen mit den 11 Angelplätzen älterer Bauart verbleiben auf der Landkarte Schleswig-Holstein nur wenige ganz weiße Flecken ohne für alle zugängliche Ufer.

Nördlich der schmalsten Stelle Schleswig-Holsteins, zwischen Husum und Eckernförde ermöglichte bislang nur der ASV Bredstedt seinen Mitgliedern und Gästen sicheres Angelvergnügen ohne Hindernisse. Im Dreieck zwischen der Wakenitz in Lübeck, dem Priestersee in Oldenburg und dem hauptstadtnahen Preetz vermissen ausgerechnet im gewässerreichsten Landesteil viele Petrijünger eine Möglichkeit, ihrer Leidenschaft auch barrierefrei nachzugehen. Und, wie nach dem Vortrag im Rahmen der Outdoor-Messe Anfang April des Jahres, bedauern vor allem Anglerinnen und Angler im Binnenland zwischen Uetersen-Ahrensburg-Bordesholm, dass Naherholung und vor allem ihr geliebtes Hobby mit zunehmendem Alter und damit einhergehenden Beeinträchtigungen für sie sehr beschwerlich werden.

Der neueste Angelplatz liegt am Ostseearm Schlei

Im Norden verlieh der im November 2023 feierlich eingeweihte Angelplatz den ersten Farbtupfer auf der Landkarte. Direkt am Missunder Fährhaus musste der Anleger für die Schlei-Ausflugsschiffe erneuert werden. Die Kooperation von Gemeinde, den Waterkant-Ingenieuren und uns, mit dem Know-how für barrierefreie Bauten am Wasser, brachte die einzigartige Kombination von hindernisfrei zugänglichem Anleger mit integriertem Angelplatz. Wer den Ostseearm kennt, weiß, welches großartige Gewässer nun von allen befischt werden kann.

Der neue barrierefreie Angelplatz in Missunde an der Schlei ist zu sehen. Es ist ein weit in die Schlei hinausragender Steg mit einem soliden Geländer. Der barrierefreie Angelplatz ist Teil des Schlei-Anlegers für die Ausflugsschifffahrt. Er hat die die bekannten Maße und ist über eine Rampe zugänglich.
Der neue barrierefreie Angelplatz in Missunde an der Schlei bei der feierlichen Einweihung

Wir sind dem Land Schleswig-Holstein für seine bisherige Förderung des Netzes barrierefreier Angelplätze aus der Fischerei-Abgabe sehr dankbar. Seit letztem Jahr können leider keine Förderanträge an den Ausschuss mehr gestellt werden. Gleichwohl bleibt das gemeinsame Ziel von 50 Angelplätzen, was nach dem Mobilitätsradius beeinträchtigter Menschen ein nahezu flächendeckendes Angebot auf dem Schleswig-Holsteinischen Festland bedeutet, noch unerreicht.

Neue Förderer

Da Aufgeben keine Option ist, standen der Jahresübergang und die ersten Monate 2024 ganz im Zeichen der Aufgabe neue Förderer zu finden, die uns finanziell unterstützen. In der Vorbereitung waren zehn Standorte für neue Angelplätze sowie die Sanierung und Modernisierung von zweien am Nord-Ostsee-Kanal auf den etablierten Standard. Fünf können nun im Oktober 2024 Dank der zugesagten Förderungen aus den Regionalbudgets der AktivRegionen mit Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein und Mitteln der jeweiligen LAGn auf Initiative des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein realisiert werden.

Der Angelplatz Drägerpark an der Wakenitz ist zu sehen. Es ist ein hübsches Holzkonstrukt mit einem soliden Geländer.
Das netz barrierefreier Angelplätze wird immer dichter im Land. Dieser Platz an der Wakenitz im Drägerpark steht bereits seit einer Weile, neue Plätze kommen aber auch in 2024 hinzu.

Die LAG AktivRegion Mitte des Nordens e.V. unterstützt den zukünftig nördlichsten Angelplatz am Niehuussee in Harrislee sowie den von der Gemeinde Sörup geplanten am Südensee. Die LAG AktivRegion Schwentine Holsteinische Schweiz e. V. fördert ebenfalls die Baukosten für zwei Plätze: der LAV-Bootssteg am Stolper See wird an seinem Stirnende einen Angelplatz als Anbau bekommen, während der in Timmdorf am Trentsee in einem Ensemble aus besonderem Quellstein und einladendem Rastplatz unter einem großen Baum, unweit der Anlegestelle 5-Seen-Schifffahrt gebaut werden wird. Die LAG AktivRegion Steinburg e. V. hilft die Erneuerung einer der an der Edendorfer Tonkuhle üblichen Stegplattformen in barrierefreier Ausführung im Stadtgebiet Itzehoes zu verwirklichen. Damit wird in die erste Oktober-Hälfte die sehr intensive Bauzeit fallen. Denn die Regularien für die Regionalbudgets sehen nicht nur eine für uns als Dachverband noch tragbare Förderquote der Baukosten von 80% zu 20% vor, sondern auch feste Abschlusstermine aller Vorhaben – im Oktober! Susanne Schramm arbeitet sich bereits in die Abrechnungsunterlagen ein, so, wie die Vereine Vorort bereits die Vorbereitungsarbeiten an den Ufern planen und die Zimmereien Bau-Tage für unsere Vorhaben reservieren.

Breite Unterstützung: nötig für die Zukunft

Auch Angelplätze kommen in die Jahre. Ein schönes Fachwort aus der Buchhaltung geliehen, beschreibt den Ausblick auf die Arbeit am Netz barrierefreier Angelplätze in Schleswig-Holstein: auf der Liste offener Posten steht die Sanierung und Anpassung an den Standard am Nord-Ostsee-Kanal in Oldenbüttel. Besonders Werner Marquardt engagiert sich beim Finden von Spendern und Sponsoren für den beliebten Platz am Gieselaukanal. Dörte Lohf vom Tourist & Service-Center der Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland, in deren „Revier“ das größte zusammenhängende Fluss- und Niederungsgebiet liegt, hilft, dicke Bretter zu bohren. Neumünster, wo ursprünglich der erste barrierefreie Angelplatz entstehen sollte, hat sich auf der Outdoor-Messe wieder ins Gespräch gebracht. Auch die Plöner Bürgermeisterin mitsamt ihrem Stadtrat mag nach dem ersten gescheiterten Anlauf am Stadtsee längst nicht aufgeben. Lübeck und Oldenburg erleben eine hohe Nachfrage an ihren Plätzen und haben weitere attraktive Gewässer, die nach dem Rückgang der Ostsee-Angelfischerei eine Alternative für Petrijüngerinnen und -jünger bieten können. Nicht zuletzt bleibt noch der Nord-Ostsee-Kanal, wo wenigsten der durchgeplante und genehmigte Standort Borgstedt aus unterschiedlichen Gründen stockt.

Das Design der barrierefreien Angelplätze basiert auf den Anforderungen, die unsere Konzeptstudie ergeben hat.

An geeigneten Standorten, auch unter den Bedingungen des Klimawandels und seiner geplanten Schutzmaßnahmen, mangelt es noch nicht. Ebenfalls erfreulich ist die inzwischen quer über unser Land verteilte Zahl von Handwerksbetrieben, die sich auf das barrierefreie Bauen im Outdoorbereich eingelassen haben. Die größte Herausforderung bleibt, Geld für zukünftige Baumaßnahmen zu finden.

Sabine Hübner – Angeln inklusiv