Die Fischbrutanstalt Alt-Mühlendorf wird seit dem 1. Juli 2023 von uns, dem Landesangelverband, betrieben. Hier erfahrt ihr alles Wissenswerte über die Anlage.
Die Anlage in Alt-Mühlendorf, direkt an der Mühlenau gelegen, ist geschichtlich eng mit unseren heimischen Fischbeständen verbunden. Bereits 1877 gegründet, beschäftigte sich die Fischbrutanstalt mit der Produktion von Satzfischen im Brütlingsalter. Mit einem zunehmenden Rückgang der Fischarten und dem Verlust der Biodiversität durch die Verschmutzung und den Verbau unserer Gewässer wurden schon sehr früh erste Besatzmaßnahmen mit Meerforellen und Lachsen unternommen, die in Alt-Mühlendorf erbrütet wurden. So wurden bereits im Jahr 1877 140.000 Lachseier für die heimischen Gewässer erbrütet.
Über 46 Millionen Forellen
Im Laufe der Zeit wandelten sich die Anforderungen an die Fischproduktion. In den 1930er-, 1940er-, 1950er- und 1960er-Jahren wurde die Erbrütung von Meerforellen eingestellt, und die Fischzucht konzentrierte sich auf Maränen und Hechte. Ab 1964 änderte sich dies jedoch, und die Vermehrung von Meerforellen wurde wieder ein fester Bestandteil der Arbeit in der Fischbrutanstalt. Seit 1970 konnten bereits über 46 Millionen Forellen aus regionalen Populationen besetzt werden, die heute in vielen Gewässern die Grundlage der hiesigen Bestände bilden. Nach und nach wurde die Anlage ausgebaut, sodass sie heute in jeder Saison Platz für 2,2 Millionen Salmonideneier bietet.
Fischbrutanstalt Alt-Mühlendorf auf einen Blick:
- Gründung 1877 durch den Central Fischereiverein Schleswig-Holstein
- Betrieben durch den LSFV/LAV seit 1.7.2023
- Günstige Lage in der geographischen Mitte des Landes
- Wasserversorgung: Oberflächenwasser durch die Mühlenau/Wehrau
- Wasserrecht: 80 l/sek im Fließkanal und unbegrenzt für den Rest der Anlage
- Grundstücksgröße: 6400 Quadratmeter
- Anzahl Hälterbecken: 20
- Erbrütungsmethoden: Langstromrinne, Brutschrank, Zugerglas
- Erbrütete Fischarten: Forellen, Lachs, Quappe, Maränen, Schnäpel
- Betrieb: Fischwirtschaftsmeister Kilian Lauff
Moderen Hälteranlage für Elternfische
Zur Unterbringung der Laichfische wurde erst vor wenigen Jahren eine moderne und gut funktionierende Hälteranlage gebaut, in der problemlos bis zu 1.000 Elterntiere Platz finden. Diese Anlage umfasst 15 kleinere und vier große Rundstrombecken sowie einen 30 Meter langen Fließkanal. Sie ist so konzipiert, dass die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Fischarten berücksichtigt werden können. Auf diese Weise wird für alle untergebrachten Arten eine bestmögliche Zwischenhälterung gewährleistet.
Um die wertvollen Fische vor Prädatoren zu schützen, wurde die gesamte Anlage abgesichert, sodass die Elterntiere bei uns bestens geschützt bis zur Laichreife gehältert werden können. Die Elterntiere werden entweder vom Personal des Landesangelverbands selbst gefangen oder von den beteiligten Vereinen nach vorheriger Absprache angeliefert.
Wasser aus dem Wadersee
Die Wasserversorgung der Anlage erfolgt über die Mühlenau/Wehrau, die ihr Wasser aus dem Ablauf des Wardersees erhält. Eine Filtereinheit und eine UVC-Sterilisation reinigen das zulaufende Wasser gründlich, bevor es zu den sensiblen und empfindlichen Brütlingen gelangt. Um ressourcenschonend mit dem benötigten Wasser umzugehen, wurde die Fischzucht in den letzten Jahren modernisiert. Seitdem wird ein größerer Teil des Wasser in der Anlage rezirkuliert.
Die Fischbrutanstalt ist mit ihrer Ausstattung genau an die Bedürfnisse der Fischerbrütung angepasst. Ein ausgeklügeltes System der Wasserversorgung ermöglicht es, verschiedene Elemente für die Erbrütung anzuschließen und flexibel auf die Anforderungen der Fische zu reagieren. Es muss jedoch erwähnt werden, dass die Abhängigkeit vom Oberflächenwasser auch Probleme mit sich bringt. Insbesondere in den warmen Monaten ist die Wasserqualität für das Heranzeihen von Salmoniden aufgrund von Nährstoff- und Keimbelastungen oft nicht mehr geeignet. Da der Besatz der Brutfische jedoch in der Regel im April stattfindet, führt dies selten zu Konflikten.
Obwohl die Fischbrutanstalt primär mit der Erbrütung von Salmoniden betraut ist, können ohne großen Zusatzaufwand im begrenzten Umfang weitere Arten wie Quappen, Maränen, Hechte und Karpfen vermehrt werden.
Die Fischbrutanstalt Alt-Mühlendorf übernimmt folgende Funktionen:
- Durchführung der Fischartenhilfsmaßnahme „Fischhorizonte“:
Dies ist die Kernaufgabe der Fischbrutanstalt. Hierbei werden Meerforellen und Lachse in heimischen Gewässern gefangen, um sie im Bruthaus zu vermehren und eine bedarfsgerechte Anzahl an Brütlingen für den Frühjahrsbesatz bereitzustellen. Meerforellen und Lachse kommen in fast allen Fließgewässersystemen Schleswig-Holsteins vor. Aufgrund baulicher Beeinträchtigungen der Gewässer ist die natürliche Reproduktion jedoch noch nicht überall in ausreichendem Maße möglich, was zu einem Rückgang der Arten führt. Um dem entgegenzuwirken, wird in den Bruthäusern ausreichend Fischbrut vorgehalten, um die Fließgewässer im Frühjahr mit Salmoniden zu besetzen. Dies ermöglicht es den jungen Fischen, unter natürlichen Bedingungen in unseren Gewässern aufzuwachsen und von dort aus ins Meer zu wandern. Ergänzend werden auch andere Fischarten, deren Reproduktion in Alt-Mühlendorf möglich ist, unterstützt. - Informationszentrum für Vereine und Interessierte:
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit werden Führungen angeboten, bei denen Anglern und Naturliebhabern die Vermehrung von Fischen und die Maßnahmen zur Unterstützung heimischer Fischbestände vorgestellt werden. Besonders spannend sind die Monate November bis Januar, da in dieser Zeit die meisten Fische in der Anlage sind. - Raum für Forschung:
Alt-Mühlendorf bietet seit jeher die Möglichkeit, Forschungsarbeiten in Zusammenarbeit mit Instituten durchzuführen. Auch Bachelor- und Masterarbeiten sind willkommen, da nur wenige Orte in Schleswig-Holstein einen so breiten Querschnitt der Wildbestände an Wandersalmoniden bieten. Neue Techniken und Möglichkeiten zur Optimierung des Fischbesatzes können hier getestet werden. - Zusammenführung engagierter Helfer:
Artenschutz ist eine Mammutaufgabe, und die Mitarbeit von Freiwilligen ist unerlässlich. Tätigkeiten wie der Laichfischfang, die Betreuung der Fische in der Anlage sowie die Pflege der Eier und Brütlinge bieten spannende Einblicke und können unter Anleitung von erfahrenem Personal erlernt werden.
Erbrütete Fischarten: Forelle, Lachs, Quappe, Maränen, Ostseeschnäpel, Nordseeschnäpel
Mögliche Kapazitäten:
- Salmoniden: 2,2 Millionen
- Coregonen: 3 Millionen
- Quappen: 2,5 Millionen
Als derzeitiger Betreiber streben wir zurzeit den Kauf der Anlage vom Verband der Teichwirte und Binnenfischer an. Sobald es in dieser Sache eine neue Entwicklung gibt, erfahrt ihr es natürlich auf unserer Homepage!