Wie in jedem Jahr haben wir uns kürzlich wieder mal eine ganze Woche dem Fischbestand des Elbe-Lübeck-Kanals gewidmet. Besonderes Augenmerk galt dabei der Entwicklung des Aalbestandes – und da gibt es Positives zu berichten!
Wir sind als Pächter des schönsten Kanals im Norden nicht nur dazu berechtigt, Erlaubnisscheine zu verkaufen, sondern im Rahmen der Hege auch dazu verpflichtet, die Entwicklung des Fischbestandes im Auge zu behalten. In Abstimmung mit dem Eigentümer, der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), beproben wir daher Jahr für Jahr die gleichen Abschnitte der mehr als 60 Kilometer Kanalstrecke. Dabei wird in jeder Stauhaltung und im Übergangsbereich zur Trave mit Strom und Spiegelnetz gefischt.
Geförderte Untersuchungen
Ausgeführt werden die Untersuchungen von der Hegegemeinschaft Gewässersystem Nord-Ostsee-Kanal, die all unsere von der WSV gepachteten Gewässer fischereibiologisch betreut. Und weil die Bestandsentwicklung des Aals besonders wichtig ist, wird die Arbeit finanziell mit Mitteln aus der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein und dem Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) gefördert.
Ziel der Befischung ist es, vor allem die im Uferbereich versteckt lebenden Aale zu erwischen. Der Großteil der Fische wird schonend mit der Elektrofischerei gefangen. Zudem soll ein parallel zum Ufer ausgelegtes dreiwandiges Netz (Spiegelnetz) die aus der Steinpackung flüchtenden größeren Aale fangen. Auch dieses Fanggerät ist durch die besondere Netzform fischschonend und die Aale können, sofern sie nicht für weitere wissenschaftliche Untersuchungen benötigt werden, nach dem Fang freigelassen werden.
Wieder ein Aal-Rekord
Schon bei der Befischung hatten wir den Eindruck, dass der Aalbestand weiterhin auf einem sehr hohen Niveau ist. Ähnlich wie im Vorjahr fingen wir zwar auf einigen Strecken wenige, auf anderen dafür extrem viele Aale. Die beobachteten Aaldichten spiegeln gut unsere jeweiligen Besatzstrecken wider. Offensichtlich wandern die ELK-Aale nach dem Besatz nicht zwangsläufig weit, sondern verbleiben möglicherweise die meiste Zeit ihres Lebens im Umkreis von wenigen Kilometern von der Besatzstelle – ein deutlich positives Zeichen für die Lebensraumqualität. Denn würden Nahrung und Versteckmöglichkeiten nicht passen, zögen die Aale schlicht weiter.
Auffällig war zudem die große Anzahl größerer Exemplare über 60 Zentimeter – sogar einige sich bereits zu Blankaalen verfärbende Fische waren im Fang. Insgesamt hatten wir, wie in den Vorjahren, eine gute Mischung von Größenklassen im Fang. Dies ist besonders erfreulich, zeigt es doch, dass unser kontinuierlicher Aalbesatz erfolgreich ist.
Die erste Auswertung bestätigte unseren Verdacht: 2024 war mit 1.430 Aalen wieder ein Rekordjahr! Noch nie haben wir bei unseren standardisierten Befischungen so viele Aale gefangen. Dies ist ein großer Erfolg und freut insbesondere unsere Fischereibiologen Rüdiger Neukamm und Mattias Hempel, deren Arbeit sich seit vielen Jahren um den Aal und seine Bestandssicherung dreht.
Da unsere Befischungen auf die stets gleiche Art und Weise, auf den gleichen Strecken und zur gleichen Jahreszeit durchgeführt werden, sind die Daten belastbar. Sie deuten klar auf eine nahezu konstant positive Entwicklung des Aalbestandes im Elbe-Lübeck-Kanal hin.
Die Fänge waren dabei sehr unterschiedlich verteilt: In der „schlechtesten“ Stauhaltung fingen wir etwa 1,5 Aale auf 100 Metern Uferstrecke, in der „besten“ waren es mehr als 20 Aale! Insgesamt konnten wir in der Spiegelhaltung (Donnerschleuse bis Witzeeze) mit 555 Exemplaren die meisten Aale nachweisen. An einigen Stationen fingen wir hier rechnerisch fast auf jedem Meter einen Aal.
Besatz als Erfolgsmodell
Dass die positive Bestandsentwicklung auf den Besatz zurückzuführen ist, ist belegt: Durch ein Bad in einer Farblösung wurden bis 2020 die Gehörsteinchen der Aale vor dem Besatz markiert. Diese Markierung ist haltbar und auch nach Jahren sind gefangene Fische noch einwandfrei als Besatzfische zu identifizieren. So konnten wir beispielsweise feststellen, dass im Jahr 2023 92% der untersuchten Aale (106 Individuen mit Längen von 25 bis 40 cm) aus dem Besatzprogramm stammten.
Bestandsentwicklung im Blick
Unsere Fangmethoden sind zwar auf den Nachweis von Aalen ausgerichtet, aber natürlich fangen wir trotzdem eine Menge anderer Arten. Durch die jährliche Wiederholung mit immer gleichen Methoden lassen sich so auch Aussagen über die Bestandsentwicklung anderer Fischarten treffen. Die im ELK allgegenwärtige Schwarzmundgrundel war auch in diesem Jahr wieder sehr stark vertreten. Auffällig war, dass es auf einigen Strecken nur so von ihnen wimmelt, auf anderen fast gar keine mehr im Fang auftauchten. Die Ursache für dieses merkwürdige Verteilungsmuster haben wir bisher nicht gefunden.
Im Vorjahr fanden wir erstmals die Marmorierte Grundel im Bereich Mölln. Auch in diesem Jahr fingen wir dort ein paar wenige Exemplare, die vermutlich aus Aquarienhaltung stammen. Weiter ausgebreitet hat sich die Art jedoch anscheinend noch nicht.
Der Barsch war vergleichbar stark wie in den Vorjahren. Wir hatten jedoch den Eindruck, dass es mehr mittlere Exemplare um 25 Zentimeter gab. Man muss beachten, dass wir mit unseren Methoden größere Barsche nur schlecht nachweisen können. Spürbar wechselte der Ernährungszustand der Barsche zwischen einzelnen Kanalstrecken. In einigen Bereichen waren die Fische auffällig korpulent und besaßen im Vergleich sehr kleine Köpfe. Der Rotaugenbestand scheint unserem Eindruck nach endlich wieder leicht positiv zu entwickeln, auch größere Exemplare fanden wir deutlich häufiger als in den Vorjahren vor.
Wels, Karpfen und Quappe
Junge und mittelstarke Welse fingen wir in fast allen Stauhaltungen. Hier können wir aufgrund der geringen Fängigkeit unserer Methoden jedoch keinen Trend erkennen. Die Berichte der Angler legen jedoch nahe, dass es nach wie vor einen sehr starken Bestand gibt. Ähnlich sieht es mit Karpfen aus – sie sind für uns schwer nachweisbar, werden jedoch stellenweise sehr gut gefangen. Allerdings konnten wir in diesem Jahr im Bereich Berkenthin ein paar große Exemplare fangen und noch viel mehr flüchten sehen.
Besonders erfreulich ist, dass wir einige der höchstwahrscheinlich von uns im Frühjahr besetzten Quappen fingen. Die Fische waren quicklebendig und sind bereits kräftig gewachsen. Inzwischen dürften sie eine Größe besitzen, in der sie beginnen, kleine Grundeln zu fressen und ihrerseits nicht mehr zur Grundelbeute zählen – damit wären sie aus der schwierigsten Lebensphase im ELK herausgewachsen. Wenn sich zeigt, dass der Besatz hier erfolgreich ist, werden wir dieses Projekt fortführen.
Grundel und Quaggamuschel
Auffällig war in diesem Jahr, dass die Sichttiefe in vormals klaren Kanalabschnitten deutlich abgenommen hatte. Ob dies an den Niederschlägen liegt, oder, wie erhofft, die Bestände der Quaggamuschel zurückgehen, wissen wir jedoch nicht. Diese invasive Muschelart, die auch auf Weichsubstrat siedeln kann, sorgt in anderen Gewässern aufgrund ihrer enormen Filtrierleistung für Probleme: Sie „saugt“ dort beinahe sämtliches Plankton aus dem Wasser und entzieht somit vielen Fischen beziehungsweise deren Larven die Lebensgrundlage. Klare, unproduktive Gewässer mit einem Boden, der stellenweise nur aus Quaggamuscheln besteht, sind die Folge.
Im ELK könnte eine andere invasive Art dies verhindern: die Schwarzmundgrundel. Sie frisst zum einen gern Dreikant- und Quaggamuscheln, zudem ist sie Überträger eines Parasiten der Quaggamuschel. Ob dies jedoch Einfluss auf den Muschelbestand hat, ist noch ungewiss, hier warten wir noch auf neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft und letztlich auf entsprechende Beobachtungen am ELK.
In jedem Falle war in diesem Jahr das Wasser spürbar trüber als in den vorangegangenen Jahren. Ob das der Grund dafür ist, dass wir nach einigen zanderlosen Jahren nun wieder ein paar wenige Jungzander im Fang hatten? Wir würden uns freuen, wenn die Wassertrübung im Zusammenspiel mit unserem Zanderbesatz im Jahr 2022 eine positive Entwicklung des Zanderbestandes mit sich bringt.
Bei den Hechten scheint die Vermehrung zuverlässig zu klappen. Wo es Wasserpflanzen gab, fingen wir immer wieder Jungfische, die bereits prächtig abgewachsen waren. Größere Hechte sahen wir zwar auch immer wieder – einige landeten auch im Kescher – doch auch hier gilt, dass unsere Fangmethoden darauf nicht ausgelegt waren. Zusammenfassend können wir feststellen, dass der Aalbestand weiterhin auf einem sehr guten Weg ist und die Fänge der übrigen Arten in diesem Jahr keine großen Überraschungen boten.
Für die Angler am ELK noch ein Tipp: Wenn ihr der Meinung seid, dass es nicht gut läuft an eurem Lieblingsplatz, bewegt euch! Die Fische sind ziemlich ungleich verteilt im Kanal. Und Strecken, die letztes Jahr oder im Frühjahr noch richtig gut waren, können ein paar Monate später verwaist sein. Insbesondere den Aalanglern können wir raten, verschiedene Plätze auszuprobieren. Unsere sehr unterschiedlichen Aalfänge zeigen, wie sehr sich der Bestand innerhalb weniger Kilometer verändert.