Ein einzelner Glasaal mit einem durchscheinenden Körper liegt auf einer weißen Oberfläche. Die feine Zeichnung seiner Haut ist sichtbar, ebenso wie kleine gelbliche und rötliche Pigmentierungen im Inneren seines Körpers.
Nur 0,3 Gramm schwer und trotzdem gut gerüstet für ein Leben in Schleswig-Holsteins Gewässern.

Am 27.02. wurde wieder landesweit Glasaale besetzt. Insgesamt wurden 367 Kilogramm in beinahe ganz Schleswig-Holstein verteilt.

Unser Aalbesatz wird wie in den Vorjahren durch eine Kombination aus EU- und Landesmitteln sowie einem Eigenanteil finanziert. Das schleswig-holsteinische Besatzprogramm beruht auf Besatz mit Glasaal sowie vorgestrecktem Aal. Da in einigen Gewässern und manchen Jahren die eine, dann die andere Besatzform besser funktioniert, soll die Kombination einen möglichst großen Erfolg des Besatzes sicherstellen.

Ein älterer Mann mit Brille und Gummistiefeln steht am Ufer eines ruhigen Gewässers und kippt vorsichtig den Inhalt eines gelben Eimers ins Wasser. Das Ufer ist mit Schilf bewachsen, und im Hintergrund sind Industrieanlagen und Kräne zu sehen.
Andreas Weber vom Lübecker Kreisverband der Sportfischer beim Glasaalbesatz an der Trave.

Die Glasaal-Besatzmenge von etwa 330 Kilogramm aus dem Jahr 2024 wurden in diesem Jahr mit 367 Kilogramm übertroffen – Grund ist der geringere Glasaalpreis, der wiederum ein Indiz für das in diesem Jahr große Glasaalaufkommen in der Fangregion ist. Bei einem Stückgewicht von etwa 0,3 Gramm ergibt sich somit eine Besatzmenge von über 1,1 Millionen Glasaalen.

Die in diesem Jahr besetzten Glasaale kommen wie im vergangenen Jahr aus Frankreich. Geliefert wurden sie, gewohnt professionell, von der Fischzucht Albe aus Haren (Ems). Die kostenbaren Fische werden in flachen, versiegelten Schalen zu je zirka 1,5 Kilogramm mit wenig Wasser und viel Sauerstoff transportiert. So kommt es zu extrem geringen Verlusten – weit weniger als ein Prozent.

Eine mit blauen Handschuhen geschützte Hand hält eine weiße Styroporbox über das Wasser. Eine große Anzahl junger Aale rutscht aus der Box und schwimmt ins klare, flache Gewässer. Kleine Luftblasen sind um die Aale herum sichtbar.
Guter Instinkt: Die kleinen Fische sind sehr schnell in jeder denkbaren Deckung verschwunden.

Besetzt wurden von uns, der Kanalfischerei Brauer (NOK) sowie zahlreichen LAV-Mitgliedsvereinen Nord-Ostsee-Kanal, Elbe-Lübeck-Kanal, Elbe und Trave sowie zahlreiche Seen, die mit diesen Gewässern verbunden sind. Selbstverständlich kommen nur Gewässer für den Besatz in Betracht, aus denen ein Abwandern der Blankaale ohne große Hindernisse möglich ist.

Positive Entwicklung durch gezielten Besatz

Die kontinuierliche Aalbesatzstrategie in Schleswig-Holstein zeigt spürbare Erfolge. Die Bestände stabilisieren sich, und die Fischereibehörden des Landes halten an den Maßnahmen fest. Langfristig soll die Zahl der abwandernden Blankaalen aus den Binnengewässern wieder auf mindestens 40 Prozent des ursprünglichen Niveaus ansteigen. Angesichts der aktuellen Bestandsentwicklung ist dieses Ziel realistisch.

Ein Mann kniet auf moosbedeckten Steinen am Ufer eines Flusses und hält eine durchsichtige Kunststoffplatte ins Wasser. Die Platte zeigt Schaumrückstände. Im Hintergrund erstreckt sich der breite Fluss mit einem Schiff und einer Anlegestelle.
LAV-Biologe Mattias Hempel setzt eine anderthalb-Kilo-Ladung (ca. 5000 Aale) bei der Lotsenstation Rüsterberg in den NOK.
Vor der Rendsburger Hochbrücke steht ein Mann auf einem steinigen Flussufer und hält eine durchsichtige Kunststoffplatte ins Wasser. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses sind Wohnmobile und Gebäude zu sehen.
Entlang des NOK wurden zahlreiche Stationen besetzt.

Kritiker befürchten, dass besetzte Aale Schwierigkeiten haben könnten, den Weg in ihre Laichgebiete zu finden. Doch wissenschaftlich ist nach wie vor wenig über die Wanderwege der Aale bekannt – unabhängig davon, ob sie aus natürlichen Ankunftsgebieten oder Besatzmaßnahmen stammen. Sicher ist jedoch, dass Schleswig-Holsteins Aale zuverlässig ins Meer abwandern und in die richtige Richtung – Südwesten – schwimmen. Was danach geschieht, bleibt ein Rätsel, hier gibt es großen Forschungsbedarf.

Die Abbildung zeigt das EU-Wappen und das Landeswappen Schleswig-Holsteins, beides zusammen mit den Schriftzügen "Kofinanziert von der Europäischen Union" und "Schleswig-Holstein Landesregierung".
Der jährliche Aalbesatz wird durch EU- und Ländermittel finanziert, zudem leisten die Fischereitreibenden einen Eigenanteil.


Exkurs: Ergibt Aalbesatz überhaupt Sinn?

Dank kurzer Wege ins Meer und relativ weniger unpassierbarer Querbauwerke ist Schleswig-Holstein besonders wichtig für den Aal. Dennoch stellt sich immer wieder die Frage, ob ein Fangen, Verbringen und Besetzen von Aalen überhaupt sinnvoll ist. Schließlich könnte man die Fische auch einfach in den Ankunftsgewässern in Spanien oder Frankreich in die Flüsse aufsteigen lassen. Wäre dies für die Bestandssicherung nicht vielleicht die bessere Alternative? Mit den folgenden Punkten wollen wir erklären, warum wir Aalbesatz auch für die Bestandserhaltung für richtig und sinnvoll halten (analog zum letztjährigen Bericht):

  1. Geringere Sterblichkeit: Durch verbesserte Fang- und Transportmethoden sank die Sterblichkeit der Glasaale vom Fang bis zum Besatz in den letzten Jahren von durchschnittlich 42 Prozent auf nur noch 7,2 Prozent.
  2. Erhalt des Bestands: Studien, darunter auch Untersuchungen des LAV, belegen, dass der Aalbesatz funktioniert. Bis zu 95 Prozent des schleswig-holsteinischen Aalbestands sind auf Besatzmaßnahmen zurückzuführen.
  3. Ökologische Funktion: Der Aal spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem. Er jagt in Gewässern invasive Arten wie die Schwarzmundgrundel, die Wollhandkrabbe und den Kamberkrebs und trägt so zur Stabilität des Ökosystems bei.
  4. Risikostreuung: Der Aalbesatz in verschiedenen Regionen reduziert das Risiko großflächiger Bestandseinbrüche, etwa durch Umweltkatastrophen in Frankreich oder Spanien.
  5. Geeignetere Lebensräume: Viele der natürlichen Ankunftsgebiete sind aufgrund von Kraftwerken, Umweltbelastungen und hohen Prädationsraten durch Raubfische für Glasaale nicht optimal. In Schleswig-Holstein finden die Tiere häufig bessere Bedingungen vor.
  6. Bedeutung für Fischerei und Angler: Der Aal hat in Norddeutschland eine lange Tradition in der Fischerei und im Angeln. Sein Verschwinden hätte gravierende Auswirkungen auf diese Bereiche und die regionale Selbstversorgung mit Fisch.