Liebe Anglerinnen und Angler, liebe Freunde unseres Verbandes, wieder einmal befinden wir uns in einem Lockdown und müssen daher auch unsere Geschäftsstelle für den Publikumsverkehr schließen. Natürlich arbeiten unsere Mitarbeiter im Büro, im Homeoffice, am Telefon oder direkt an den Gewässern weiterhin an den zahlreichen Aufgaben und Projekten des Landesverbandes.
Normalerweise würden jetzt die ersten Jahreshauptversammlungen bei den Vereinen und Kreisverbänden stattfinden, an denen wir als Vertreter des LSFV oftmals teilnehmen. Auch diese Treffen werden in diesem Jahr, wenn überhaupt, erst später stattfinden. Nach dieser nun schon langen und schwierigen Corona-Zeit ohne die üblichen Treffen, Kontakte und Veranstaltungen liegt es mir besonders am Herzen, an dieser Stelle einmal über unsere Arbeit beim LSFV zu berichten. Wir alle haben uns bei der Verbandsarbeit nicht so oft gesehen und ausgetauscht in den letzten zehn Monaten. Das hat gefehlt. Online-Konferenzen und Telefonate können den persönlichen Kontakt vor Ort nicht vollständig ersetzen. Auch zahlreiche Termine mit anderen Landesverbänden, mit unserem Bundesverband oder mit den Landesbehörden mussten abgesagt werden. Wir werden das nicht alles nachholen können. Auch 2021 hat nur 365 Tage, und wir wissen nicht, wie lange uns Corona noch im Griff hat.
NOK – ELK – Elbe
Gerade der Nord-Ostsee-Kanal, der Elbe-Lübeck-Kanal und die Elbe wurden viel genutzt. Zum Glück hatten wir bereits im Vorjahr dafür gesorgt, dass man auch für diese Gewässer jederzeit online seine Erlaubnisscheine bekommen kann. Das war nicht ganz einfach, da unser Verpächter, die Bundesbehörde WSV, sehr hohe Anforderungen in Bezug auf Fangstatistiken sowie die Daten und Abrechnungssicherheit hat. Gemeinsam mit unserem Online-Anbieter „Hejfisch“ konnten wir aber alle Vorgaben der WSV erfüllen und befinden uns nun auf einem guten gemeinschaftlichen Weg. An einer ständigen Verbesserung des Systems wird gearbeitet.
Ammoniumsulfat-Unfall
Im November wurde dieses Angelvergnügen von der Sorge um Teile der Fischbestände überschattet. Eine Schiffskollision bei Rendsburg führte dazu, dass Ammoniumsulfat in großen Mengen in den Nord-Ostsee-Kanal gelangte.
Unsere Biologen Rüdiger Neukamm und Dr. Mattias Hempel, aber vor allem auch der neue Fischereiberater Marius Behrens und unsere FÖJ´lerin Anneke waren wochenlang damit beschäftigt, Gewässerproben zu ziehen und auszuwerten (siehe auch den Bericht aus dem November auf der LSFV-Internetseite).
Wir haben uns große Sorgen gemacht. Der Kanal ist eines der beliebtesten Angelgewässer überhaupt und wird von uns mit großem Aufwand gehegt und gepflegt. Allein in den Aalbesatz fließen Jahr für Jahr große Summen, und erste Erfolge zeichnen sich ab. Ein größeres Fischsterben wäre eine Katastrophe gewesen. Kein Geld der Welt hätte den Schaden kompensieren können. Zum jetzigen Zeitpunkt kann man allerdings sagen, dass wir viel Glück gehabt haben. Günstige Temperatur- und Witterungsbedingungen haben dazu beigetragen, dass es nicht zu einem großen Fischsterben kam. Auch die wochenlange gezielte Entwässerung des Kanals durch entsprechende Steuerung der Schleusen in Richtung Westen hat geholfen. Unser NOK-Biologe Rüdiger Neukamm berichtete in der letzten Woche, dass das Ammonium an sich mittlerweile kein Problem mehr darstellt, aber die Abbauprodukte wie Nitrit trotz des erheblichen Verdünnungseffektes jetzt in höherer Konzentration vorkommen.
Der NOK ist die weltweit am meisten befahrene künstliche Schifffahrtsstraße der Welt, und so ein Unfall kann uns jederzeit wieder treffen. Es ist fast schon erstaunlich, dass so wenig auf dem NOK passiert. Im Nachgang müssen wir trotzdem mit allen Beteiligten darüber sprechen, wie dieser Unfall behandelt wurde und entsprechende Lehren daraus ziehen. Der NOK ist eines der artenreichsten Gewässer überhaupt. 95 Arten wurden bisher im NOK nachgewiesen – das ist eine erstaunliche Tatsache.
Artenvielfalt und EU-Wasserrahmenrichtlinie
Artenvielfalt ist das Stichwort. Immer wieder findet man in der Presse oder im TV Berichte über den erschreckenden Rückgang der Artenvielfalt. Otter, Kormoran, diverse Singvögel, Insekten – alle diese Arten werden oftmals genannt. Nur über die Unterwasserwelt wird in diesem Zusammenhang wenig berichtet. Wieviel Schaden z.B. eine Querverbauung in dem empfindlichen Lebensraum Fließgewässer für Fische und Wirbellose anrichtet, kann sich kaum jemand vorstellen. Wir Angler schon, daher kümmern wir uns seit jeher um unsere Gewässer. Im Laufe der Zeit haben sich viele unserer Mitglieder und Vereine im Bereich Gewässerschutz weiterentwickelt und verbessert. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt Kieslaichbänke im Jevenau-System. Einen Bericht dazu stand am 23. November 2020 auf unserer LSFV-Internetseite. Wir könnten noch viel öfter über solche Initiativen berichten. Überall im Land kümmern sich der LSFV, die Kreisverbände und die Angelvereine mit solchen Projekten um die Gewässer und die darin lebenden Arten.
Dabei geht es auch um Arten, die wir nicht beangeln. Wer sonst kann das flächendeckend in diesem Umfang leisten? Aber wir Angler haben schon häufig eine schmerzliche Erfahrung gemacht. Verschwinden Arten oder gehen Fischbestände zurück, werden wir oftmals aus unseren Revieren verdrängt oder Fangverbote werden ausgesprochen. Allerdings helfen Begehungs- und Fangverbote wenig, wenn Lebensräume, Laichhabitate und Gewässerstrukturen nicht mehr in Ordnung sind. Was nützt die beste Laichschonzeit, wenn der Fisch gar keine Laichhabitate mehr vorfindet oder gar nicht zu seinen Laichgründen gelangt? Aber da Sohlgleiten, Fischtreppen oder strukturverbessernde Maßnahmen viel Geld und Zeit kosten, wird an den wirklichen Problemen relativ wenig getan.
2000 startete die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. Wir Angler haben viele Hoffnungen in dieses Projekt gesetzt und uns nach Kräften eingebracht. Es wurde sehr viel Papier bewegt. Jedes Rinnsal wurde erfasst und kartiert. Die bürokratische Maschine lief auf Hochtouren, und alle mitwirkenden Institutionen haben ihre Informationen, ihr Fachwissen und ihre Ortskenntnis eingebracht. Gerade in der ersten Zeit wurde dann auch praktisch an den Gewässern einiges mit sogenannten vorgezogenen Maßnahmen verbessert. Aber von dem für 2015 angestrebten guten ökologischen Zustand der Gewässer sind wir immer noch weit entfernt. Man hat momentan nicht das Gefühl, dass sich Bund und Länder weiterhin mit Begeisterung für dieses große europäische Projekt einsetzen, obwohl es noch jede Menge Gewässer gibt, an denen keine Durchgängigkeit für Wanderfische, Neunaugen und Wirbellose gewährleistet ist.
Ein solcher Punkt ist auch der Standort des Wasserkraftwerkes Strohbrück am Übergang der oberen Eider zum NOK. Ca. sieben Meter Höhenunterschied gibt es zwischen den Gewässern. Früher sorgte die Schleuse dafür, dass dort Fische auf- und absteigen konnten. Da diese Schleuse aber seit einigen Jahren nicht mehr genutzt wird, ist ein Fischaufstieg überhaupt nicht mehr möglich. Auch der Fischabstieg ist davon betroffen. Inzwischen läuft fast das gesamte Wasser des großen Gewässersystems Obere Eider, zu dem unter anderem auch Westensee, Schierensee, Bossee und Bothkamper See gehören, durch die Turbine des alten Wasserkraftwerks ab. Diesen Weg überleben viele Fische nicht. Die einstmals vorhandene teilweise Durchgängigkeit fällt mittlerweile weg – eine deutliche Verschlechterung. Nun sollte man meinen, dass von allen zuständigen Bundes- und Landesbehörden mit Nachdruck an einer schrittweisen Verbesserung dieses Zustands gearbeitet wird, beinhaltet doch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie ein sogenanntes Verschlechterungsverbot. Allerdings hat die für die Herstellung der Durchgängigkeit zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung noch nicht mit entsprechenden Maßnahmen in Strohbrück begonnen.
Solche Dinge erfordern eine gründliche Planung und können sehr teuer sein. Gerade durch den großen Höhenunterschied wird jede bauliche Lösung schwierig und aufwendig. Da kann man Verzögerungen eventuell noch nachvollziehen. Wenn man bei Planung und Umsetzung aber auch noch auf den Betrieb eines Wasserkraftwerkes Rücksicht nehmen muss, wird die Sache fast unmöglich. Daher hatten wir fest erwartet, dass die 2019 auslaufende wasserrechtliche Genehmigung zum Betrieb des dortigen Kraftwerkes nicht erneuert würde. Allerdings wurde dann der Betreiberin genau diese Betriebserlaubnis vom Kreis Rendsburg-Eckernförde um weitere 30 Jahre verlängert. Hier werden nun aus unserer Sicht alle Bemühungen um Artenschutz und Artenvielfalt unter Wasser ad absurdum geführt.
Hier mussten wir ein Zeichen setzen, damit sich diese Vorgehensweise nicht auch an anderen Orten wiederholt. Deshalb haben wir geklagt. Derzeit wird eine gerichtliche Mediation zwischen den Parteien versucht, was aus unserer Sicht ein guter Weg sein könnte. Am Ende des Verfahrens muss eine deutliche Verbesserung des Fischschutzes und der Durchgängigkeit herauskommen. Wir haben für dieses Ziel viel Zeit und Geld investiert, und wir werden das Ganze auch 2021 mit Nachdruck weiterverfolgen. Es geht hier ganz konkret um wichtige Verbandsgewässer wie den Westensee und weite Teile der Oberen Eider, die wir und unsere Vereine mit viel Aufwand hegen und pflegen. Aber es geht auch generell um die Verbesserung der Fließgewässer. Es geht auch das Prinzip!
Laichfischfang und Salmonidenerbrütung
Rechtzeitig vor der neuen Saison wurde das LSFV-Bruthaus in Aukrug umfangreich renoviert und neuesten Standards angepasst. Der gesamte Boden der Anlage wurde nach Hygieneauflagen des Veterinäramtes erneuert. Dazu musste alle Technik aus- und danach wieder eingebaut werden. An der Filtertechnik wurde gearbeitet und die Beleuchtung wurde komplett erneuert. Im Außenbereich wurde die Hälteranlage verbessert und überdacht.Der Laichfischfang auf Meerforelle und Lachs fand trotz Corona landesweit statt. Das war nicht selbstverständlich, hat man doch beim Fang und Transport der Elterntiere immer Kontakt mit vielen Akteuren. Kilian Lauff vom Verban der Binnenfischer und Teichwirte (Nachfolger von Ali Hahn), die Angelvereine, aber auch das Team der ARGE Stör-Bramau haben sich gute Systeme ausgedacht, um die Corona-Auflagen zu erfüllen. Alles hat gut geklappt und trotz der Pandemie konnten diese wichtigen Gemeinschaftsaufgaben sicher durchgeführt werden. Das Bruthaus der Binnenfischer und Teichwirte, aber auch das LSFV-Bruthaus in Aukrug, sind wieder gut gefüllt mit Fischeiern, und die Brut wird bald schlüpfen. Im ganzen Land leisteten die Angelvereine allen Widrigkeiten zum Trotz wieder Großartiges für den Erhalt der Wandersalmoniden. Dafür meinen herzlichen Dank!
Barrierefreie Angelplätze
Auch der Bau von barrierefreien Angelplätzen wurde trotz Corona 2020 massiv vorangetrieben. Ich sagte es bereits – wir alle freuen uns, dass wir in Pandemiezeiten angeln gehen können. Es muss selbstverständlich für uns sein, dass wir das auch den Anglerinnen und Anglern ermöglichen, die auf solche barrierefreien Plätze angewiesen sind. Hier haben wir in Zusammenarbeit mit dem Ministerium und den Landesbehörden eine Vorreiterrolle übernommen. Über unsere Landesgrenzen hinweg und auch aus den europäischen Nachbarländern holen sich jetzt viele Ratschläge für solche Vorhaben bei unserer Beauftragten Sabine Hübner ein.
An vielen Orten ziehen bei dem Thema alle an einem Strang. Vereine, Gemeinden, Handwerksfirmen und der LSFV. An anderen Orten wundert man sich aber darüber, wie viele Barrieren einem auf dem Weg zur Barrierefreiheit vor die Füße gelegt werden. Mittlerweile sind 12 Plätze der neuen Baureihe fertig. Am ELK in Krummesse, in Kolkerheide, am Kirch-und am Postsee in Preetz, am Großen Segeberger See, am Kremper Burggraben, in Friedrichstadt am Westersielzug, in Mölln am Schulsee und an drei Plätzen an der Wakenitz in Lübeck (siehe Bild mit Minister Jan Philipp Albrecht) sind die Arbeiten fertiggestellt. Aktuell im Bau sind die Plätze in Oldenburg am Priestersee und an der großen Braake in Brunsbüttel. In Vorbereitung für die Bauphase sind die Plätze an der Borgstedter Enge, an der Broklandsau in Kleve, an der Treene in Schwabstedt, am Reher Teich in Hanerau-Hademarschen, am Fischteich in St. Michaelisdonn, am Kreuzloch in Kuden, am Niehuussee in Harrisleee, an der Untereider in Rendsburg und an der Eider in Nübel, in Tielen und in Bargen.Geschäftsstelle
Einen großen Verband wie den LSFV mit der Anzahl der Mitglieder, den Gewässern, den Fischereirechten, den Bootshäfen, der Hegeverpflichtung und all den anderen Themen verwaltet man nicht ehrenamtlich aus dem Wohnzimmer. Herzstück unseres Verbandes ist die Geschäftsstelle in Kiel mit den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Verwaltung ist oftmals nicht spannend und kann nur schwerlich dargestellt werden. Das einzelne Mitglied bekommt nur wenig von diesen Routinearbeiten mit. Trotzdem sind sie sehr arbeitsintensiv, umfangreich und zwingend notwendig. Jeden in diesem Bericht genannten Vorgang und zusätzlich viele weitere bearbeiten immer auch unsere hauptamtlichen Kräfte. Für jedes Förderprojekte sind umfangreiche Verwaltungs- und Abrechnungsvorgänge nötig. Alles muss fristgerecht und genau bearbeitet sein. Jeder Cent, der ausgegeben oder eingenommen wird, läuft durch unsere Buchhaltung. Jede Veranstaltung an Verbandsanlagen wird in der Geschäftsstelle erfaßt. Jede Frage, die ein Vereinsvorstand zu Corona, Mitgliederversammlung oder Satzung an den LSFV richtet, wird aus der Geschäftsstelle beantwortet.
Zwei verdiente langjährige Mitarbeiter haben den LSFV 2020 verlassen. Die Aufgabenfelder von Geschäftsführer Dr. Dieter Bohn (Renteneintritt) und Fischereiberater Martin Purps (Wechsel ins LLUR) mussten neu verteilt werden. Unsere „alte“ Stammbesetzung und auch die neuen Mitarbeiter haben großartige Arbeit geleistet, um diese Verluste zu kompensieren. Hier haben wir die Chance der personellen Veränderungen genutzt und uns neue Strukturen gegeben.
Nachdem unsere Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung im September 2020 einer Beitragserhöhung ab 2021 zugestimmt haben, können wir nun auch die total veraltete Technik in der Geschäftsstelle erneuern. Das war überfällig und ist nun in der Umsetzung. Auch an der neuen Internetseite wird gearbeitet, erste Entwürfe werden uns im Februar vorgestellt.
Dieses und vieles andere mehr wurde im Corona-Winter 2020/ 2021 bei unserem LSFV geleistet. Ich bedanke mich bei allen, die an den zahlreichen LSFV-Projekten in irgendeiner Form mitgewirkt haben.
Ein großes Dankeschön geht vor allem an unsere Anglerinnen und Angler, die durch die Bezahlung ihres Beitrags all das erst ermöglichen. Ob nun barrierefreie Angelplätze, Aalbesatz oder Jugendarbeit – ohne eure Beiträge könnten wir diese Dinge nicht bearbeiten oder bezahlen. Ihr alle seid durch eure Mitgliedschaft ein entscheidender Teil aller LSFV-Projekte und könnt stolz darauf sein. Zusammen sind wir stark.
Bleibt gesund und geht angeln! Einen guten Angler zeichnen meist Geduld und Ruhe aus. Das sind die Eigenschaften, die wir in solchen Krisenzeiten brauchen.
Petri Heil, Euer Peter Heldt