Unsere Forellen brauchen, ebenso wie der Lachs, für ihre Fortpflanzung rasch fließende Gewässer mit steinigem Grund. Leider sind durch Gewässerverbauung diese wertvollen Strukturen vielerorts verloren. Doch es gibt Menschen, die der Natur etwas zurückgeben wollen.

Anpacken für Biodiversität und bedrohte Lebensräume – der SAV Jevenstedt bei der Arbeit.

Es sind gut durchströmte Gewässergründe aus grobem Kies, in die Meerforellen und Lachse im Spätherbst Laichgruben schlagen und ihre Eier in den entstandenen Kuhlen ablegen. Die befruchteten Eier und später die Forellenlarven finden im gut durchströmten Lückensystem einen geschützten Lebensraum mit ausreichend Sauerstoff und Nahrung.

Auch noch beim 20. Arbeitseinsatz sind die Angler des SAV Jevenstedt mit viel Einsatz bei der Sache.

Bäche mit Problemen

Leider sind die meisten unserer Fließgewässer immer noch in einem schlechten Zustand. Sie wurden durch Begradigung, künstliche Veränderung der Fließgeschwindigkeit (eine Folge von Stauungen und Abstürzen) sowie durch eine intensive Landnutzung in oftmals eher technische Bauwerke verwandelt. So verarmte Gewässer graben sich tief in die Landschaft ein und entwickeln sandige, schlimmstenfalls sogar schlammige Untergründe. Dies ist nicht nur der Tod für die Forellenbrut: die Degradierung unserer Bäche hat eine enorme Abnahme der Artenvielfalt zur Folge. Nur wenige Tier- und Pflanzenarten kommen mit diesen Bedingungen gut klar – zudem sind dies sehr anpassungsfähige und ohnehin häufige Arten. Auch Forellen und Lachse sterben ohne unsere Hilfe in solchen Gewässern aus.

Der Wasser- und Bodenverband Brammer Au unterstützte die Angler mit Personal und Maschinen.

Anpacken statt Zugucken

Doch diese Hilfe bekommen Lachs, Forelle und viele andere Arten im ganzen Land. Vor wir Angler packen gemeinsam mit engagierten Wasser- und Bodenverbände an und machen einige Fehler der Vergangenheit wett. Neben dem Laichfischfang und dem Aussetzen des künstlich erbrüteten Nachwuchses sind es vor allem Lebensraumverbesserungen, die der Natur nachhaltig etwas zurückgeben.

Für eine Uferbefestigung mit ökologischem Mehrwert werden Faschinen aus Holz gebaut.

Ein in diesem Bereich besonders aktiver und erfolgreicher Verein ist der SAV Jevenstedt. Mit besonderem Engagement und mit einem schlagkräftigen Team hat der Gewässerwart Jan Sievers an der Jevenau und Brammerau Großes geschafft und etliche Bereiche des Gewässers aufgewertet. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden zahlreiche Kieslaichbetten und längere Kiespassagen angelegt. Auf den eingebrachten Kiesbänken laichende Meerforellen zeigten im vergangenen Herbst augenblicklich, dass der Aufwand sich lohnt. Vor kurzem wurden weitere geeignete Gewässerbereiche mit Kies befüllt, so dass inzwischen 18 Laichplätze und drei lange Kies-Rieselstrecken geschaffen wurden.

Das Verteilen des Kieses erfordert körperlichen Einsatz.

Totholz und Kies für die Artenvielfalt

Zur Befestigung der Ufer und für eine ökologische Aufwertung des Gewässers wurden 36 Faschinen (Uferbefestigungen) aus heimischem Totholz eingebaut sowie 30 Totholzbündel an besonders geeigneten Stellen platziert. Solches Totholz schafft in Verbindung mit den ebenfalls eingebrachten Feldsteinen durch Auskolkung interessantere Gewässerstrukturen. Totholz wird zudem binnen kürzester Zeit von vielen wirbellosen Tieren als Lebensraum angenommen. Zudem können sich hier Jungfische gut vor Fressfeinden wie Otter, Gänsesäger oder Reiher verstecken. Sogar eine längere Verrohrung, die als Wanderhindernis für fast alle Wasserorganismen wirkt, wurde im Rahmen dieser Arbeiten entfernt.

Astwerk aus Laubholz sorgt für ein enges Lückensystem und verhindert ein seitliches Eingraben des Bachbettes.

Unterstützung aus allen Richtungen

Alle Maßnahmen begleiteten für uns vom LSFV Rüdiger Neukamm und Hartwig Hahn mit fachlicher Expertise. Gebaut wurden die Kiesbänke nach Vorlagen des Dänischen Instituts für Aquatische Ressourcen. Allein der SAV investierte 600 Arbeitsstunden bei 20 Terminen sowie einige finanzielle Mittel. An der finanziellen Unterstützung beteiligten auch wir als Landesverband uns, zudem gab es einige private Spender. Ohne die tatkräftige und sehr bereitwillige Unterstützung des örtlichen Wasser- und Bodenverbandes Brammerau wären die Lebensraumaufwertungen allerdings nicht machbar gewesen. Der WBV stellte an neun Terminen schweres Gerät wie Radlader und Kipper, das Bedienungspersonal sowie die Betriebsstoffe. Auch das Kieswerk Bargstedt beteiligte sich durch die Bereitstellung von 180 Tonnen Kiessubstrat zum Selbstkostenpreis an den Aktionen.

Die fertige Kiesbank kann nun im Herbst den Meerforellen als Laichplätz dienen.